DHV positioniert sich für Weltoffenheit und warnt vor Antisemitismus und Intoleranz

Kein Platz für auf Ausgrenzung fußende Feindbilder          


Der 9. November ist ein besonderes Datum, das mit dem Fall der Berliner Mauer 1989, der Reichspogromnacht 1938, dem Hitler-Putsch 1923, der Novemberrevolution 1918 und dem Scheitern der März-Revolution 1848 an helle, aber auch dunkle Stunden in der deutschen Geschichte erinnert. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) nimmt diesen wichtigen Gedenktag zum Anlass, um klare Erwartungen an die Politik zu formulieren. Gerade nach den jüngsten Wahlen und damit verbundenen Diskussionen fordert die Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Hochschulen und Wissenschaft weiterhin uneingeschränkt international ausgerichtet bleiben müssen. „Wenn europaweit und zuletzt auch in Deutschland Parteien mit fremden- und wissenschaftsfeindlichen Untertönen Wahlerfolge verzeichnen, bereitet das Sorge“, erklärte DHV-Präsident Professor Lambert T. Koch. Zwar gelte es den Willen der Wählerinnen und Wähler als Ausdruck des demokratischen Souveräns zu respektieren, doch zugleich müsse konsequent und vernehmlich auf daraus resultierende Gefährdungen der Wissenschaftsfreiheit hingewiesen werden.

Wissenschaftliche Exzellenz setze Perspektivenvielfalt und vielfältige intellektuelle Anregung voraus und beruhe daher auf ungehinderten grenzüberschreitenden Kooperationen und weltweitem Austausch. Wer die Schwächung oder gar Abschaffung von dem eigenen Weltbild zuwiderlaufenden Forschungsbereichen propagiere und auf mehr nationale Abschottung dränge, gefährde Wissenschaft, die einen erheblichen Beitrag zu wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlichem Wohlergehen leiste. „Um sich im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe zu behaupten, muss außerdem verstärkt um internationale Talente geworben werden. Das kann nur gelingen, wenn sich diese jeweils vor Ort nicht nur willkommen, sondern auch sicher und gut aufgehoben fühlen. Voraussetzung und Garant dafür ist eine offene Gesellschaft, in der jede und jeder vor Diskriminierung geschützt ist“, betonte der DHV-Präsident.

Koch hob außerdem hervor, dass Hochschulen und Wissenschaft Orte bleiben müssten, an denen strittige Fragen, wie z. B. der Nahost-Konflikt, offen und kontrovers diskutiert werden können: „Allerdings endet die prinzipielle Dialogbereitschaft dort, wo an die Stelle argumentativer Sachauseinandersetzungen Verunglimpfung, Hetze oder gar Gewalt tritt. Wissenschaft unterliegt einem hohen methodologischen Anspruch und darf sich daher weder „alternativen Fakten“ noch politischen Wunschvorstellungen, geschweige denn ideologischen Feindbildern beugen.“ Gemeinsam mit einer mutigen Zivilgesellschaft sei daher dafür Sorge zu tragen, dass Antisemitismus, Rassismus, Intoleranz und auf Ausgrenzung fußende Feindbilder keinen Platz haben. 

Der DHV-Präsident bezeichnete es zugleich als beschämend und nicht hinnehmbar, dass jüdische Studierende und Lehrende seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel an Hochschulen im deutschsprachigen Raum tief verunsichert seien. Entschieden zurückzuweisen seien zudem Versuche, israelische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Politik der Regierung Netanjahu in Mithaftung zu nehmen. „Der Ausschluss und Boykott der Kolleginnen und Kollegen von Tagungen oder Kooperationen sind inakzeptabel und widersprechen allen akademischen Umgangsformen“, so Koch abschließend.